Nandus‘ Sprachrohr wünscht einen Guten Rutsch nach 2014

Ich wünsche allen Lesern, Kritikern und Kommentatoren einen guten Rutsch nach 2014 und alles Gute, Zufriedenheit und Erfolg für das neue Jahr. Und natürlich viel Spaß mit dem RPG eurer Wahl. 🙂

Im neuen Jahr werde ich auch wieder Beiträge veröffentlichen. Nach all der Kritik (insbesondere am Mittelreich der letzten Jahre) will ich mal ein paar „revolutionäre“ Vorschläge und Ideen hier unterbreiten. 😉

Gruß

Waldemar

Jast Gorsam – Ein Nachruf auf den Herzog der Nordmarken

Die Figur Jast Gorsam scheint in Spielerkreisen eine höchst umstrittene Person gewesen zu sein. Für mich war Jast Gorsam ein strenger und gerechter Landesvater, der sich durch eine tiefe Praiosgläubigkeit auszeichnete und der das Wohl seines Herzogtums häufig höher ansetzte, als das Wohlergehen des Kaiserreichs. Damit ist er ein Beispiel par excellence für den Partikularinteressen vertretenden Adel, welcher sich gegen den zentralistischen Machtapparat des Kaiserreiches bzw. des Hauses Gareth (erfolgreich) zu Wehr setzte.

Zwei Sichtweisen auf NSC im Rollenspiel

Wie aber entstand diese enorme Ablehnung auf die Person unter einigen Spielern? Ich denke, dass es auch hier – wie so oft – um unterschiedliche Geschmäcker und Spielweisen geht. Offenbar ist es so, dass nicht nur die fiktiven Spielercharaktere (oder „Helden“) sich mit dem zentralistischen Kaiserreich identifizieren, sondern auch deren Spieler. Damit ähneln sie in gewisser Hinsicht den Fans einer Fußballmannschaft, die auch auf einer „emotionaleren Ebene“ diskutieren und den Sieg der eigenen Mannschaft sicher einem „spannenden“ Fußballspiel mit ungewissen Ausgang vorziehen.

Andere dagegen betrachten das Geflecht aus Settings, Plots und NSC rein nach dem spielerischen Nutzen oder den rollenspielerischen Möglichkeiten, die daraus erwachsen. Bei einer Änderung dieses Gefüges stellen sie die Frage, welche neuen Settings, Hooks oder Plots dadurch ermöglicht werden sollen.

Meine Sichtweise auf den Herzog der Nordmarken

Bei meiner Sympathie für Jast Gorsam ging es mir nie primär um die Schwächung des Kaiserreiches – obwohl mir der Partikularismus Jasts wohlbekannt war – vielmehr empfand ich ihn und die starke Stellung der Nordmarken für eine Bereicherung der Spielwelt. Sie machten das sonst recht übersichtliche politische Parkett erst interessant.

Er stand für eine eigenständig handelnde Fürstenopposition (vielleicht in Anlehnung an das HRRDN). Gerade seine Frömmigkeit, sein Gerechtigkeitssinn und seine Verbundenheit zur nordmärkischen Heimat machten die Figur zu einem vielschichtigen Charakter, den man nur schwerlich in die Kategorie „gut“ und „böse“ einteilen konnte.

Die andere Sichtweise – Ein starkes zentralistisches Mittelreich

Die von mir abweichende Sichtweise fußt darauf, dem Mittelreich, das sich bis in jüngste Zeit in einer Schwächephase befand, einen Aufstieg zu bereiten. Wer ein möglichst starkes Mittelreich will, wird immer eigenständige – oder gar intrigante – Fürsten ablehnen.

Ebenso fordert diese Seite mit Vehemenz eine Rückeroberung ehemaliger mittelreichischer Gebiete (zu welchem Spielnutzen?). Die ersehnte Restauration des Kaiserreichs geschieht auf Kosten von Plotmöglichkeiten und Settings, da sie selbst das Primärziel darstellt und sich diesem Ziel offenbar alles unterordnet. Ich muss zu diesem Schluss kommen, da das Gutheißen des konsequenten Ausschaltens zahlloser Konfliktherde und Opposition in den letzten Jahren keinen Kompromiss mehr erkennen lässt.

Der Weg der Redaktion

Beide Sichtweisen werden nur schwerlich von offizieller Seite bedient werden können. Wenn noch in „Herz des Reiches“ eine partikularistische Gemengelage mit einer schwachen Zentralgewalt und neuen Settings wie den Taifas im Yaquirbruch oder den Kriegsfürsten in der Wildermark beschrieben wurde, hat sich dies nach zahlreichen Veröffentlichungen geändert. Nachdem die Kriegsfürsten, Selindian Hal, Invher ni Bennain, Tilldan von Nebelstein und Jast Gorsam erledigt wurden, existiert de facto keine nennenswerte Opposition mehr im Mittelreich. Die Versprechungen aus der Ochsenbluter Urkunde, dem Ende des Fehdeverbots und der Auflösung zentralistischer Organisationen wie der KGIA wurden nicht eingelöst. Die Gründe, die zu diesem überstürzten Sinneswandel führten, bleiben mir unklar.

Eine Lanze für Jast Gorsam

Jast Gorsam war derjenige, der nach der verheerenden Schlacht auf dem Mythraelsfeld, das Mittelreich als Reichsregent zusammenhielt. Er führte Krieg gegen das nach Unabhängigkeit strebende Albernia und überließ ohne Wenn und Aber der zurückgekehrten Rohaja die Regentschaft und Kaiserwürde. Nach der Krönung Rohajas und Selindians nutzte er den Konflikt der Geschwister nicht zu seinen Gunsten aus. Er paktierte nicht mit Selindian, selbst wenn das das Ende Rohajas bedeutet hätte… so schlecht scheint Jast Gorsam also gar nicht gewesen zu sein. Auch strebte er nicht wie Invher nach einer Sezession vom Reich sondern schlicht nach mehr Macht (so wie die meisten aller Menschen). Dass er ausgerechnet in einem aus dem Hut gezauberten Attentat starb, ohne dass irgendein Sinn für diese Tat erkenntlich wäre oder sie neue Perspektiven eröffnen würde, ist leider nur zu bezeichnend.

Und wieder versinkt die mittelreichische Politik in einen Dornröschenschlaf, aus der sie wohl nie mehr geweckt wird.

Internes: Danke für euer Interesse!

Ich möchte ich mich bei allen Lesern und Kommentatoren bedanken. Mit 1863 Besuchern und 3899 Aufrufen allein im November bin ich vom allgemeinen Interesse überrascht und verspreche, dass ich auch weiterhin das Geschehen in Aventurien in meinem Blog kritisch begleiten werde.

Als nächstes steht ein Betrag zu Jast Gorsam und der (fehlenden) Fürstenopposition im Mittelreich an. Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, um zu fragen, welche Themen euch interessieren und in Zukunft auf „Nandus‘ Sprachrohr“ behandelt werden sollten. Ich freue mich auf eure Vorschläge! Auch (konstruktive) Kritik ist natürlich willkommen.

Außerdem bin ich am überlegen, ob ich den Blog auch für Gastbeiträge öffnen soll, die thematisch passen sowie ein gewisses qualitatives Mindestmaß besitzen. Besteht hier Interesse?

Rohaja von Gareth – Die Göre auf dem Kaiserthron?

Rohaja von Gareth – ihre Entwicklung ist ein Paradebeispiel für Konzeptionslosigkeit und Anbiedern an eine Fanbasis, die im hauseigenen Forum aus vielleicht einem Dutzend gleichgesinnter Personen besteht (warum wird zum Beispiel nicht eine Umfrage zu Metaplotthemen, wie der Entwicklung des Mittelreiches, gestartet, sondern ausschließlich im Forum von offizieller Seite diskutiert). Nun wurde es also beschlossen: die schreckliche Schmonzette, die klischee-geladene Geschichte einer Sissi für Arme geht in die nächste Runde. Vielleicht sind das harsche Worte, aber ich gebe zu bedenken, dass ich die aktuellen Entwicklungen des Metaplots ziemlich enttäuschend finde und auch ich den Anspruch habe, das Beste für DSA zu wollen, deswegen hege ich die Hoffnung, dass möglicherweise eine Korrektur erwogen wird.

Völlig planlos wurde Rohaja in den Jahren seit Erscheinen von „Herz des Reiches“ (2006) bzw. „Rückkehr des Kaisers“ (2005) hochgeschrieben. In ihrer eigenen kleinen Welt scheint trotz aller Schicksalsschläge alles so perfekt zu sein, wie es das „hotzenplotzige“ Aventurien einst bot. Sie muss aus Teflon bestehen, denn alles tropft an ihr ab.

Es wurde die Chance vertan, endlich einen vielschichtigeren Charakter an der Spitze des Mittelreiches zu haben, der Erfolg und Misserfolg persönlich erlebt hat und mit dem man sich aufgrund dieser „Realitätsnähe“ besser identifizieren kann. Ein Charakter, der für Spannung sorgt, weil nicht vorhersehbar/gesetzt ist, dass alles glückt, was diese Person anpackt. Einen Charakter, der gelegentlich auch mit seinen inneren Dämonen ringen muss, um zu einer Entscheidung zu kommen, und der manchmal so gar nichts „Heldenhaftes“ besitzt.

Folgende Verhaltensweisen haben Rohaja charakterisiert:

  • Teilnahme an der Schlacht auf dem Mythraelsfeld, obwohl ihr dies ausdrücklich untersagt wurde. Sie gilt dann als verschollen, taucht aber später unter Amnesie leidend auf und scheint eigentlich auch gar keinen Bock zu haben, den Herrscherthron zu erklimmen.
  • Answin von Rabenmund, der 1028 BF Orks bzw. Soldateska der Schwarzen Lande vor Greifenfurt, Burg Rabenmund, Wehrheim und Santa Boronia besiegt und deshalb als Retter des am Boden liegenden Reiches betrachtet werden muss, wird völlig undiplomatisch vor den Kopf gestoßen.
  • Kein Versuch des Ausgleichs mit ihrem eigenen Bruder Selindian Hal, als dieser sich zum Gegenkaiser krönen ließ. Damals tauchten sogar Dokumente auf, die den Anspruch Selindian Hals unterstützen und die Änderungen in der Thronfolge, die Brin einst erlassen hatte, in Frage stellten.

Für mich ist Rohaja aufgrund oben skizzierter Ereignisse leider (!) eine verzogene Göre, die ich derart kennzeichnen würde:

  • undiplomatisch
  • vorschnell
  • unüberlegt
  • egozentrisch
  • unreif
  • dickköpfig
  • naiv
  • im schwarz-weiß Denken verhaftet
  • unreflektiert

Einen guten optischen Eindruck liefert auch ihr Bild in der RSH „Herz des Reiches“ (Seite 171). Später wollte man sie dann wieder „aufhübschen“, aber das ist bei mir im Gedächtnis haften geblieben.

Ausgeblendet bleiben folgende Themen, da sie nicht zu einer „Heldenkaiserin“ passen (wohl aber zu einer interessanteren vielschichtigeren Person, die sie einst werden sollte, bis andere offenbar entschieden, die Entwicklung umzukrempeln):

  • Ihr Bastard Albiron, den sie gegenüber der Öffentlichkeit verheimlicht, tritt nicht in Erscheinung und wird in offiziellen Publikationen größtenteils ignoriert.
  • Der Lolgramoth-Fluch, mit dem sie der sterbende Asmodeus von Andergast während der Belagerung von Rommilys belegte, wird nicht thematisiert, obwohl er eine Erklärung für den reisenden Kaiserhof und die Unstetigkeit der Kaiserin liefern würde.
  • Der Konflikt der beiden Kaiserzwillinge, Rohaja und Yppolita, wird nicht weiter entwickelt, obwohl die Verbannung Yppolitas in Festum bald enden wird. Es gab in verschiedenen Publikationen Hinweise darauf, dass die Zwillinge einst ihre Identität getauscht haben (was bedeuten würde, dass Rohaja in Wirklichkeit Yppolita wäre und umgekehrt). Was ist daraus geworden?
  • Ihre Unfruchtbarkeit, die von einem Knochensplitter des untoten, mit TGT paktierenden Rhazzazor während der Schlacht der drei Kaiser herrührt, und die Probleme, die sich aus einer Unfruchtbarkeit ergeben, werden nicht thematisiert.
  • Schicksalsschläge, die normale Menschen in tiefste Depression fallen lassen würden, steckt Rohaja gelassen weg. Sie besitzen keinen Einfluss auf ihr Gemüt, ihre Entscheidungen oder den Lebensweg. Ihre Mutter (Emer) und ihr Vater (Brin), ihr Bruder (Selindian), ihr „Großvater“ (Hal) sowie ihr erster Liebhaber (Eslam) kamen alle gewaltsam ums Leben. Verbannt wurden ihre Tante (Invher) und ihre eigene Zwillingsschwester (Yppolita). Ihre Großmutter (Alara), ihre Zwillingsschwester und ihr erster Liebhaber haben (überdies) gegen sie intrigiert.

So etwas kann doch unmöglich spurlos an Rohaja vorüber gehen, dennoch liest man in offiziellen Publikationen nichts von alledem. Stattdessen eilt die „Heldenkaiserin“ von Erfolg zu Erfolg: Das Gegenkaisertum ihres Bruders wurde durch den gewaltsamen Tod desselben beendet, Albernias Unabhängigkeitsbestrebungen wurden durch die Verbannung ihrer Tante Invher ad acta gelegt, die machtpolitische Eigenständigkeit der Nordmarken wurde durch den gewaltsamen Tod Jast Gorsams beendet, und Helme Haffax, der als einziger Gegner ihr noch gefährlich werden könnte, wird aller Wahrscheinlichkeit auch noch abgesägt.

Statt einer Hochzeit mit einem Bräutigam, der eine interessante machtpolitische Konstellation liefern könnte, heiratet sie Rondrigan Paligan – wie gottverdammt langweilig. Was hätte man hier alles erreichen können? Rondrigan ist die langweiligste Variante und für mich darüber hinaus absolut konturlos.

Diese absolut langweilige und unrealistische Entwicklung Rohajas muss endlich ein Ende nehmen. Vieles spricht dafür, dass die Autorschaft zumindest bis 2006 eine andere Entwicklung der Kaiserin im Sinn hatte. Ich brauche keine märchenhafte Welt, behaftet in klassischen Schwarz-Weiß Denken, mit einer Heldenkaiserin an der Spitze, um der realen Welt zu entflüchten oder irgendwas zu kompensieren. Ich möchte einfach spannende Plots.

Aventurien – Das Orkreich und der Aikar Brazoragh

Ist es nicht erstaunlich, wie still der Ork sich seit den letzten 10 Jahren verhält? Keine expansiven Unternehmungen, um alte orkische Siedlungsgebiete wie die Finstermark (= Mark Greifenfurt), Weiden (Blautann), Albernia (Gundelwald) oder die Brinasker Marschen zu erobern, obwohl insbesondere das Mittelreich nach dem Jahr des Feuers die Möglichkeit dazu bot. Was für eine Gelegenheit, die sich da der Aikar entgehen ließ… so erhielten die zwei „orkischen Kabalen“ keinerlei Unterstützung durch das orkische Oberhaupt. Erst opfert man Selindian Hal (ohne den ernsthaften Versuch zu unternehmen, ihn zum eigenen Gunsten einzusetzen, zum Beispiel als „Mirhamionetten-Kaiser“), dann lässt man die Verschwörung in der Greifenmark um Tilldan von Nebelstein aufliegen und in der Schlacht am Stein ohne Unterstützung zugrunde gehen. Alles passiert, ohne dass Khezzara irgendeinen Vorteil aus all diesen Vorgängen verbuchen konnte. Wann kommt jemals wieder ein besserer Augenblick zum Angriff? Aber halt, das Problem ist ja, dass die Orks gar nicht zuschlagen durften.

Mit Blindheit geschlagen – der orkische Trugschluss

Die aus „Reich des Roten Mondes“ stammende Idee, dass die Orks deshalb nicht das Mittelreich angreifen, weil sie denken, dass durch die ständigen Kriege, das Reich gar nicht schwach sein kann, widerspricht allen bisherigen Setzungen zu den Orks. Wann fanden denn die ersten zwei Orkenstürme statt? Nach Katastrophen wie den Dunklen Zeiten nach der Ersten Dämonenschlacht oder in den Wirren der Magierkriege haben Orks immer die Gelegenheit genutzt, über den menschlichen Gegner herzufallen, zuletzt bekanntlich auch im Dritten und Vierten Orkensturm (also während der Answinkrise bzw. nach der Invasion der Verdammten). Überhaupt finde ich die Begründung ziemlich schwach.

Orkische Plots auf Eis

Was ist mit den ganzen angestoßenen Plots?

  • Sadrak Whassoi erweckt mit seinem Blut uralte Minotauren, die Feentore aufspüren können und den Helden entkommen. Was haben wir damals vor dem JdF (und letztlich bis zum Abenteuer „Der Mondenkaiser“) über den möglichen Plot spekuliert… dass z. B. der Aikar ein Orkheer durch die Feenwelten ins Mittelreich führen würde, um Selindian Hal oder Tilldan von Nebelstein zu unterstützen bzw. weitere Artefakte zu sammeln.
  • Im Vierten Orkensturm gelangt der Aikar Brazoragh an mehrere mächtige Artefakte, wie Satinavs Augen, Brazoraghs Axt, Largresh und Xarvlesh. Irgendwie scheint die Sammelleidenschaft 1027 BF und in den Folgejahren abrupt geendet zu haben. Genug Artefakte wie Brazoraghs Helm, die Hörnerkrone des Braziraku, Tairachs Knochenrüstung, Graveshs Hammer, Graveshs Schild oder Graveshs Kette gibt es ja noch.
  • Was ist mit der Suche nach der Primärliturgie des Brazoragh? Gibt es irgendwelche Fortschritte? Werden sich das kommende Zeitalter Orks und Menschen gleichermaßen teilen?
  • Was ist mit den Zwists innerhalb des Orkreiches? Mardugh Orkhan macht ja sein eigenes Ding, unterstützte Answin von Rabenmund bei der Befreiung der Stadt Greifenfurt und ging dabei gegen andere Orks (unter Führung von Ugrashak) vor. Was ist mit den Thasch-Orks nach dem „Winter des Aufstandes“? Eine stärkere Diversifikation der Orks wäre wünschenswert und könnte vielleicht zeitlich begrenzte Bündnisse zwischen Orks und Mensch möglich machen und damit einen Ork-Helden deutlich besser in einer klassischen Heldengruppe integrieren.

Feste Grenzen und Mautstationen zum Orkreich

Ein absolutes Unding sind in meinen Augen die festen Grenzen zwischen dem Mittelreich und Orkreich. Bis auf das Dorf genau kann man mit einem Lineal die „Frontlinie“ nachzeichnen. Viel realistischer und spannender wäre es doch, wenn es eine dynamische Grenze gibt, die sich von Tag zu Tag ändern kann.

Orks können sich aktuell auf keine Plünderzüge begeben, weil es kein Land gibt oder geben darf, das sie ausplündern könnten. Von einer orkischen Bedrohung ist deswegen kaum etwas zu spüren.

Schön wäre es auch, wenn man einen orkischen Helden spielbarer machen würden. Welche Abenteuer lassen sich schon aktuell mit einem Schwarzpelz spielen?

Helme Haffax – Der Schattenmarschall – Teil 3

Zuletzt will ich noch einmal einige wichtige Einzelaspekte etwas genauer untersuchen.

Ein Arrangement mit Haffax?

Es gibt Indizien, wie zum Beispiel die Freundschaften zu Rateral Sanin oder Jasina Melenaar (einer Hesinde-Geweihten aus Oron), dass Haffax zwar nicht die Seiten wechselt oder sich Rohaja ausliefert, er aber dennoch „umkehren“ möchte. Diesen Wandel würde Haffax durch das Lösen seines Dämonenpaktes mit Asfaloth und die Säuberung seines Herrschaftsbereichs von hochrangigen Paktierer festschreiben. Ein „weltlicher“ und „entdämonisierter“ Herrscher ist als Gesprächspartner akzeptabler und mit ihm können selbst zwölfgöttergläubige Staatswesen (wie das Mittelreich) leichter Abkommen schließen.

Um das Mittelreich aber an den Verhandlungstisch zu bringen, muss er das mittelreichische Heer in einer gewaltigen Schlacht auslöschen, so dass Rohaja auf lange Zeit keine Möglichkeit mehr hat, Schwarztobrien anzugreifen. Die Folge ist, dass man sich mit einem Haffax, der sich von Borbarad und den Erzdämonen losgesagt hat, arrangieren kann und notgedrungen auch muss.

Außerdem verfügt Haffax über größere Machtmittel (Militär, Land, Ressourcen etc.) als die restlichen Heptarchen, so dass das Mittelreich eher genötigt ist, sich mit einem „entdämonisierten“ Haffax zu arrangieren.

Haffax wird zu einem dauerhaften Gegenspieler in Schwarztobrien, gegen den man nicht aktiv Krieg führt und den man gerade noch so akzeptieren kann. Ich stelle mir ihn letztlich als einen Regenten vor, der genau zwischen dem „guten“ Mittelreich und den „bösen“ Paktierern und Dämonenanbetern steht und der auf dieser rasiermesserscharfen Trennlinie wandelt. Nicht gut genug für Paktierer, um ihn zu attackieren, und nicht unheilig genug für das Mittelreich, um ihn anzugreifen.

Bereits jetzt können im Fürstprotekorat Prediger der 12G ohne größere Probleme auftreten. Dies wird weiter ausgebaut.

Somit hat man das Setting Schwarztobrien auf lange Sicht bewahrt und gleichzeitig eine Erklärung, warum nicht jeder Rondra-Geweihte und Adlige des Mittelreiches angeblich „gezwungen“ ist, gegen Schwarztobrien weiterhin zu Felde zu ziehen. Ich bin überzeugt, dass ein Horror-Setting bzw. eine Militärdiktatur Aventurien weiterhin als Spielwiese bereichern würde.

Verbündete gegen das Mittelreich

Es ist anzunehmen, dass Haffax sich mit einigen Potentaten gegen das Mittelreich verbünden wird. Denn es gibt sicher einige, die Haffax noch als sehr fähigen Strategen kennen und eine starke Herrschaft oder Frieden herbeisehnen und dafür gerne das relativ unfähige Haus Gareth loswerden wollen. Überdies hat sich nicht unbedingt das Haus Gareth sonderlich viel Freunde in den letzten Jahren gemacht. Was ist zum Beispiel mit Charissia von Salmingen oder Rhianna Conchobair? Auch in den Nordmarken gibt es Unzufriedene nach der Nachfolgeregelung Jast Gorsams und in Albernia gibt es mit den Blauen Füchse Oppositionelle. Im Reichsforst gibt es die Rubinbrüder und in der Markgrafschaft Perricum schwelt die Wasserburger Fehde. Auch Answin der Jüngere verfolgt in der Rommilyser Mark seine eigenen Pläne. Es gibt also genügend Unzufriedene, die sich vielleicht mit Haffax verbünden würden.

Und dann gibt es natürlich noch die Novadis, die Orks und die Al’Anfaner.

Einen Paktbruch überleben?

Warum sollte Haffax nicht die Chance haben, einen Paktbruch zu überleben? In „Wege der Zauberei“ (Seite 240f.) ist doch sogar publiziert, dass es in Aventurien Möglichkeiten gibt, einen Pakt zu beenden. Wenn es Tarlisin von Borbra gelingt, durch das Wirken Tsas seinen Pakt mit Asfaloth zu brechen, dann schafft das Haffax sowieso. Auch Xeraan hat laut „Der Unersättliche“ immer wieder seine Pakte lösen können.

Und wenn man sich das Alter anderer NSC (Rakorium Muntagonus ist 93, Abdul al’Mazered ist 92 und Salpikon Savertin ist ebenfalls 92 Jahre) ansieht, sollte ebenso das Alter – 95 Jahre – von Haffax kein Problem darstellen. Auch auf der Erde liegt die maximale Lebenserwartung bei fast 120 Jahren. Wenn die Redaktion will, dass Haffax einen Paktbruch überlebt, bietet Aventurien ganz sicher genügend Möglichkeiten, das hinzubekommen. Und auch „Verjüngungskuren“ wie der Zauber Seelenwanderung, indem er den Körper eines Jüngeren übernimmt, oder natürlich der Immortalis…

Mit Tsas Wohlwollen (immerhin der Göttin des Neubeginns) wäre es also auch Haffax möglich, den Pakt wieder zu lösen. Haffax könnte auch mit dem heilkräftigen Talued-Wasser herumexperimentieren lassen oder er kennt das Geheimnis der Kristallherzen.

Alternative Maraskan?

Oder es passiert alles ganz anders… Haffax schlägt an unerwarteter Stelle zu, nämlich auf Maraskan! Entweder gegen das Shikanydad (vielleicht die aktuellen Spaltungsbewegungen und Spannungen der Maraskaner ausnutzend) oder gegen die Große Schlange von Maraskan.

Wenn er Maraskan von seinem nördlichen Brückenkopf aus komplett besetzen würde, hätte er ein ziemlich sicheres Herrschaftsgebiet, denn dann müsste der Gegner erst einmal auf die Insel jenseits des Maraskansunds gelangen. Und die mittelreichische Flotte ist ja de facto fast nicht existent, das Shikanydad ist auch nicht gerade eine Macht zur See.

Überdies besitzt Haffax bekanntlich das Original des Werkes „Etherisches Geflüster“, ein Zauberbuch, das um 740 BF auf Maraskan verfasst wurde. Hat er hier wichtige Informationen zur Giftinsel gefunden?

Helme Haffax – Der Schattenmarschall – Teil 2

Notwendige Vorübergegangen 

Diese Überlegungen müssen bei einer Fortführung des Plots um Helme Haffax berücksichtigt werden. Es folgt daran anschließend ein Vorschlag, wie so etwas „abenteuertechnisch“ aussehen könnte.

  • Haffax hat mit dem Mittelreich noch Rechnungen offen (und nicht mit dem Bornland, Aranien oder dem Horasreich), weswegen prinzipiell dieses Ziel anzunehmen ist.
  • Ein Feldherrengenius, der sich und seine Armee in einer Selbstmordaktion auslöschen will, hat überhaupt nichts von einem Genie. Alexander der Große, Julius Caesar oder Karl V. hatten sicher megalomanische Pläne, aber selbstmörderisch in einem großen Knall abtreten wollte keiner.
  • Ein Militärgenie wie Haffax sollte wissen, dass er mit einem simplen Plünderungszug seinem Heer auf kurz oder lang ebenfalls die Versorgungsgrundlage raubt. Plünderungen machen nur dann Sinn, wenn man schnell einen Landstrich oder eine Stadt ausbeutet und dann wie die Thorwaler mit ihrer Beute per Schiff in die Heimat abdampft. Wie will er seine gefallenen Soldaten ersetzen? Was macht er im Winter? Wie kann er auf diese Weise dauerhaft seine Truppe zusammenhalten?
  • Überhaupt ist zu überlegen, ob Haffax dauerhaft ein Land besetzen bzw. seinen Herrschaftsbereich ausdehnen will (auch als Basis für neue Kriege und Eroberungen), oder ob er nur stumpfsinnig plündernd und marodierend ohne echtes Ziel durch die Lande zieht. Das ist eines Haffax nicht würdig! Er sollte an langfristigen Erfolgen interessiert sein.
  • Niemand fragt sich ernstlich, ob Haffax etwas anderes plant, als mit wehenden Fahnen unterzugehen, oder ob er etwas von Dauer plant, wie die Gründung einer eigenen Dynastie oder langlebige Eroberungen.
  • Es wurde vorgeschlagen, dass er eine Stadt wie Gareth oder Elenvina erobert, aber was will er mit einer einzelnen Stadt tief im Feindesland? Das ist absolut aussichtslos, da würde Haffax regelrecht in der Falle sitzen.
  • Wenn er aber keine – vorzugsweise grenznahe – Stadt erobert, was will er dann? Für gewöhnlich wird ein Krieg letztlich um Land geführt (also um Menschen, Städte, Ressourcen, Gold, magische Stätten, etc.). Und er kann nicht das Land kontrollieren, wenn er nicht Stützpunkte in Form von Städten besitzt. Auch als Rekrutierungsstätten, um seine sicher kleiner werdende Armee mit neuen, zwangsrekrutierten Soldaten aufzufrischen, eignen sich in erster Linie größere Menschenansammlungen (= Städte).

Wünsche an das Abenteuer (Splitterdämmerung Belhalhar)

Eine Schlacht fünf Jahre im Voraus anzukündigen, kündet nicht von einem militärischen Genius (AB 138 Seiten A6-7). Haffax Chancen würden sich deutlich verbessern, wenn er ein Überraschungsmoment ausnutzt. Ich möchte einen überraschenden Plot. Mein Traum wäre ein Sieg von Haffax auf dem Schlachtfeld und der Etablierung des Fürstprotektorats als ein dunkelgraues, eigenständiges, militärisch vitales Reich im Osten.

Haffax spielt insofern auf Zeit, als dass er scheinbar Rohaja die Initiative überlässt und das Ultimatum ablaufen lässt. Er könnte Rohaja tief in die Schattenlande eindringen lassen und alle Felder, Gehöfte, Dörfer und Infrastruktur in Flammen aufgehen lassen, während Kommandoeinheiten die mittelreichischen Nachschubwege sabotieren. Ähnliches führte ja zum Untergang der Grand Armée Napoleons in den Tiefen des Zarenreiches.

Haffax besiegt mit geschickten Garadanzügen (Umgehen des Gegners, Nachtmärsche, Flankenangriffe, taktische Rückzüge, Finten, Sabotage der Versorgungslinien, etc.) das Aufgebot Rohajas. Er nutzt den Raum, umschließt mit ausholenden Heeresbewegungen und taktischem Geschick die gesamte Armee, vernichtet diese restlos und hält sich nicht mit langwierigen Belagerungen auf. Vielleicht unterstützt die Flotte seine Unternehmungen in der Markgrafschaft Perricum.

Gleichzeitig proben seine Verbündeten im Reich (Näheres hierzu folgt im Teil 3) den Aufstand und sorgen für Verwirrung. Man denke an die „Fünfte Kolonne“ des Spanischen Bürgerkrieges.

Der Fürstkomtur kann letztlich durch Helden soweit aufgehalten werden, dass er nicht ins Herz des Reiches vordringt, dennoch aber einen Landgewinn (im ehemaligen Darpatien oder in der Mgf. Perricum) verbuchen kann. Rohaja und Haffax schließen ein Friedensabkommen oder einen Waffenstillstand, da beide Heere ausgeblutet sind. Haffax bricht mit dem Erzdämon und schmeißt die Paktierer aus seinen Reihen, was zur Folge hat, dass ein ständiger Konflikt mit dem Mittelreich obsolet wird und man sich in den nächsten Jahren mit ihm arrangieren kann und muss.

Mit einem lebensfähigen und dauerhaften Reich (vielleicht ist die Fürstkomturei das einzige Heptarchenland, aus dem so etwas werden kann!) würde Haffax aber sicher auch nach seinem Ableben als „Reichsgründer“ in die Geschichte eingehen. Und je größer und mächtiger dieses Reich oder seine Dynastie ist, desto bedeutsamer seine Lebensleistung.

Aber was macht mein Held?

Im oben skizzierten Abenteuerablauf sollten natürlich die Helden nicht direkt auf Haffax treffen. Denn daraus würden entweder Handlungsprobleme oder SC-Gängelei resultieren. Ich erkenne aber nicht, warum man das Abenteuer unter dieser Prämisse nicht auch für Helden abenteuertauglich aufbereiten könnte, ohne dass sie die Gelegenheit bekommen, Haffax zu töten. Im Krieg gibt es noch einen Haufen anderer Tätigkeiten, die auf das Ergebnis großen Einfluss haben können:

  • Sabotage hinter den feindlichen Linien
  • Infiltration
  • Spionage (Erlangung wichtiger Pläne und Dokumente)
  • Retten von Zivilisten vor den anrückenden Horden
  • Attentate auf wichtige Heerführer des Gegners

Helme Haffax – Der Schattenmarschall – Teil 1

Vor einiger Zeit wurde ein offizielles Abenteuer angekündigt, das sich im Zuge des „Splitterdämmerungs-Zyklus“ mit Helme Haffax und dem Belhalhar-Splitter der Dämonenkrone auseinandersetzen wird. Dies sind meine Überlegungen zu dieser Thematik. Teil 2 und 3 liegen bereits vor und folgen in den nächsten Tagen.

Helme Haffax: Die Vergangenheit bis 1021 BF

Vor der Neubelehnung mit Wehrheim gab es eine gute Beziehung zwischen dem „Bürgerlichen“ Haffax und Answin bzw. den Rabenmunds. So ist Haffax einer der wenigen, die nach dem Anschlag auf Brin, sich mit Answin sehen lassen. Außerdem verbrachte Haffax seine Knappenzeit am Hofe von Helmbrecht von Rabenmund (dem Großvater Answins).

Nach dem (angeblichen) Attentat Answins auf Brin, verlor dieser die Grafschaft Wehrheim. Neuer Graf wurde Helme Haffax. Answin hat daraufhin, noch vor der Ankunft Haffax, die jährlichen Steuereinnahmen für Gareth wieder an die Bevölkerung verschenkt (zum Ärgernis von Helme Haffax). Nach dem Answinistenaufstand im Mittelreich scheint Haffax darauf spekuliert zu haben, mit Darpatien belehnt zu werden.

Die häufig gehörte Behauptung, Haffax sei „undankbar“ gewesen, schließlich sei er von Brin von Gareth zum Fürsten Maraskans ernannt worden, ist schlicht falsch. Haffax wollte Reichserzmarschall bleiben, vielleicht erhoffte er sich tatsächlich die Belehnung mit Darpatien, auf jeden Fall wollte er nicht auf die Giftinsel. Ich meine, dass auch aus den Textstellen aus den Galotta- und Anwin-Romanen deutlich wird, wie sehr er die Insel hasst.

Haffax läuft 1019 BF zu Borbarad über und schließt einen Pakt mit Asfaloth. Man hätte natürlich auch ohne diesen Seelenpakt, sein damaliges Bündnis mit Borbarad erklären können. War ja auch nicht so, dass alle Heerführer Borbarads gezwungen waren, einen Pakt einzugehen (siehe Lutisana von Perricum oder Gero von Hartheide). Und wenn so gewollt, hätte gerade Borbarad noch ganz andere Möglichkeiten der Verjüngung gehabt.

Helme Haffax: Die Vergangenheit 1021-1035 BF

Seit Haffax nach Borbarads Entrückung und der Dritten Dämonenschlacht zum Heptarchen wurde, hat er nur noch Kriege gegen andere Heptarchen geführt – ganz im Unterschied zu den Angriffen Galottas, Rhazzazors oder Dimionas auf das Mittelreich bzw. Aranien. Er hat maßgeblich den Fall der beiden Heptarchen, Dimiona und Xeraan, herbeigeführt. Reiner Zufall oder steckt doch mehr dahinter?

Oron stand 1028 BF unter der Herrschaft Dimionas und bildete eine Heptarchie. Sein Plünderungszug hat Oron massiv getroffen (wenn man von der Schlacht von Barbrück gegen Aranien absieht). Elburum war das Herzstück Orons, nicht ganz unbedeutend, wenn Haffax diese Stadt erobert, plündert und brandschatzt. In Folge der Eroberung kamen dort neben zahlreichen weiteren oronischen Würdenträgern auch die Statthalterin Dimionas, Merisa von Elburum, ums Leben. Auch raubt Haffax den Oroniern Pferde, die er später für seinen Feldzug in Xeraanien einsetzt. Somit hat Haffax entscheidend zum Sieg Araniens beigetragen. Vielleicht wäre sogar Aranien komplett gefallen… wenn man die ersten Boten über den Feldzug der Oronier liest, drängt sich der Eindruck auf, dass die Aranier sehr überrascht wurden (siehe Aventurischer Bote 113 und 114).

Ohne Haffax Angriff auf die Piratenküste wären die Helden gar nicht in der Lage gewesen, Xeraan anzugreifen und zu besiegen. Deswegen spielt ja „Der Unersättliche“ nach dem bereits erfolgten Angriff Haffax auf Xeraanien. Man beachte beispielsweise die Plots in Mendena (wo Xeraan wegen des Krieges nicht in seinem Goldenen Haus residiert) oder den Kampf gegen die Schwarzen Amazonen. Diese Handlungen konnten nur aufgrund des damaligen Krieges stattfinden. Auch die Schwäche Xeraans resultiert aus der Auseinandersetzung mit der Fürstkomturei, weshalb sich der Bucklige schließlich nach Ilsur begibt, um in den Heiligen Quellen neue Kräfte zu tanken.

Ich kann mich an kein einziges Unternehmen Haffax gegen das Shikanydad erinnern. Im Prinzip hat Weißmaraskan immer wieder die Fürstkomturei angegriffen und Stück für Stück expandiert, so dass nur noch der Norden der Insel unter Kontrolle von Haffax steht. Ebenso fand keine Militärkampagne gegen Weißtobrien oder die Markgrafschaft Perricum statt.

Elburische Tafeln – ein vergessener Plot?

Haffax wollte außerdem gegen die Schrecken des Inneren Maraskans vorgehen, weswegen er ja Jasina Melenaar aus Oron entführt hatte. Erinnert sich noch jemand an den Plot mit der Eroberung Jandraskans 1028 BF und der Verschleppung der Hesinde-Geweihten Jasina Melenaar aus Elburum? Meiner Meinung nach wurde dieser Plot nie wirklich weitergeführt. Haffax hat die Elburischen Tafeln damals an sich bringen können, auf denen bekanntlich mächtige Bannsprüche verzeichnet sind. Haffax, der ja auch das Innere Maraskans kennt und sicherlich zumindest Gerüchte und Legenden über die Skrechu gehört hat, wollte offensichtlich einen Bann um das verdorbene Herz der Insel ziehen und die Fürstkomturei schützen. Eine Begrenzung ihres Einflussgebietes käme einem Machtverlust der Skrechu gleich, so dass er sich damit sicherlich einen mächtigen Gegner gemacht hätte.

Zur Zeit schützt er nur die Enduriummine mit diesen Bannsprüchen, aber sein Ziel dürfte wahrscheinlich die dauerhafte Bannung der Schrecken gewesen sein.

Befürchtungen an das Abenteuer (Splitterdämmerung Belhalhar)

Leider würde ich nicht mit einer allzu großen Überraschung rechnen.

Naheliegend Angriffsziele des Fürstkomturs sind:

  • Bornland
  • Rommilyser Mark / Rabenmark
  • Markgraftschaft Perricum

All diese Optionen sind aus meiner Sicht wenig überraschend. *gähn* Ich würde das jedenfalls als ziemlich enttäuschend empfinden. Immerhin wurde allerdings verlautbart, Haffax würde an einer unerwarteten Front zuschlagen.

Der Plot wird wohl so aussehen:

  • Haffax greift an (mit ungewöhnlichen Mitteln, einer außergewöhnlichen Strategie, mit unerwarteten Verbündeten).
  • Haffax erzielt erste Erfolge.
  • Dann kommen die Helden ins Spiel.
  • Der Vorstoß von Haffax scheitert am Einsatz der Helden und/oder NSCs.
  • Eroberungen werden zurückgewonnen.
  • Haffax stirbt.
  • Das Mittelreich ist wieder einmal der strahlende Sieger und besitzt somit keine äußeren Feinde mehr.
  • Der Belhalhar-Splitter wird sicher verwahrt oder zerstört. Der Plot um die sieben Splitter endet.
  • Die Fürstkomturei verschwindet entweder völlig oder versinkt in Nachfolgekämpfen.
  • Die Schattenlanden hören mit Haffax Niederlage mit etwas Zeitverzögerung endgültig auf.
  • Das Mittelreich säubert peu a peu die ehemaligen Schattenlande.
  • Rohaja stärkt ihr Profil als „Heldenkaiserin“ (ein Weg der noch in „Rückkehr des Kaisers“ oder „Herz des Reiches“ undenkbar schien).

Die einzigen Fragen scheinen ja wohl nur noch folgende zu sein:

  • Stirbt Haffax durch Heldenhand oder nicht
  • Kann Haffax zuvor noch seinen Seelenpakt lösen

Was wäre daran aufregend oder überraschend, wenn Haffax in den nächsten Jahren (durch Heldenhand) stirbt? Das ist doch das, was jeder erwartet. Obwohl bereits Galotta, Rhazzazor und Xeraan durch Helden getötet wurden, wiederholen wir es ein viertes Mal, weil es so dermaßen originell ist? Ich würde mir eher wünschen, dass man in der Redaktion etwas kreativer ist.

Alles in allem wäre dieses Endergebnis absolut vorhersehrbar. Das ist leider vom Spannungslevel nicht sonderlich hoch (verglichen mit 7G oder JdF, wo die Helden oder das Mittelreich auch wirklich scheitern konnten).

Aventurien – Die Zukunft des Mittelreiches – Teil 4

Lieber spät als nie… mit 3 Monaten Verspätung kommt nun endlich der vierte und abschließende Teil meiner Beitragsreihe zur Entwicklung des Mittelreiches. Viel ist in den letzten drei Monaten passiert, besonders interessant ist, dass im Zuge der Umstellung auf DSA5 auch die Regionalbände neu aufgelegt werden sollen. Damit einher gehen nun auch Überlegungen zur Metaplotentwicklung von offizieller Seite aber auch von zahllosen Fans in den einschlägigen DSA Foren. Ich hoffe, dass ich mit meinen Blog einen Beitrag zur weiteren Diskussion liefern kann und hoffe, dass Fehlentwicklungen der letzten Jahre korrigiert werden.

Zum Abschluss möchte ich mich mit den Auswirkungen eines erholten und schlagkräftigen Mittelreiches in Aventurien beschäftigen und einige Wünsche zur weiteren Entwicklung des Kontinents äußern. Dies beinhaltet überdies einen Vorschlag, wie man meine Idee eines zerschlagenen Mittelreiches bzw. dynamischen Aventuriens abenteuertechnisch aufbereiten kann (mit viel Freiheit für Spielgruppen und dennoch einem gemeinsamen Metaplot als unerlässliches Bindeglied).

Folgen der Erholung des Mittelreiches

Was wird passieren, wenn das Mittelreich einige Jahrzehnte nicht mehr in Kriege verwickelt wäre? Es würde sich erholen, seine Ressourcen an Menschen und Material würden exponentiell ansteigen und die Waage sich immer weiter zuungunsten aller anderen aventurischen Staaten verschieben. Das Ergebnis wäre letztlich entweder ein aventurienumfassender Staat „Mittelreich“ (wenn man sich offiziell entscheidet, die Ressourcen auch zu nutzen) oder zumindest eine erdrückende Dominanz des Mittelreiches auf alle anderen Länder, die nie einen Dissens wagen oder gar zu den Waffen greifen würden (denn das wäre ungefähr so, als ob ein einzelner europäischer Staat den USA den Krieg erklären würde). Ein spannendes politisches Umfeld sieht anders aus. 

Auch sollte nicht angezweifelt werden, dass dem Mittelreich das Potential für Eroberungsfeldzüge fehlen würde. Noch unter Kaiser Reto konnte man in einer zermürbenden Dschungelkampagne das Königreich Maraskan erobern und dem Mittelreich einverleiben. Ganz zu schweigen, welche Ausmaße das Mittelreich unter den Klugen Kaisern oder noch unter den Eslamiden hatte.

Selbst das Herzogtum Nordmarken ist nach dem Tod Jast Gorsams und dem Zwist seiner Erben abhängig von der Gunst des Hauses Gareth und hat nur sehr begrenzt Möglichkeiten, eine unabhängige Politik zu betreiben. Im HRRDN dagegen konnten die Fürsten untereinander zahllose Kriege oder Fehden führen oder sogar aktiv gegen den Kaiser (!) vorgehen/intrigieren. Hier wird doch ersichtlich, wie eingeschränkt die Selbständigkeit der Fürstentümer und Herzogtümer im MR ist. Drastische Schritte sind deshalb vonnöten.

„Und täglich grüßt das Murmeltier“ – die Leiden der Fans 

Aber darum geht es nicht einmal primär. Beim Zerfall des Reiches würde niemand mehr in Erklärungsnot kommen, warum das Mittelreich nicht ganz Aventurien unterjocht oder dominiert. Selbst die derzeitigen „Fans“ des Mittelreiches müssen doch erkennen, dass es unbefriedigend ist, wenn das MR ständig auf die Schnauze bekommt, was es aber muss, um zu verhindern, dass das „Überreich“ sein Potential ausspielen kann. Es ist sicher kein Zufall, dass bis 1028 BF regelmäßig Rückschläge des Mittelreiches publiziert wurden…

Und dieser Fall, die Erfordernis einer neuerlichen Schwächung, wird spätestens mit dem Sieg über Haffax (etwas anderes steht ja nicht zu Debatte und würde mich (positiv) überraschen) eintreten, da dann das MR in aller Ruhe den Aufbau vorantreiben kann, es sich nicht mehr im Krieg mit einem Staat befindet und es weiteres Land und weitere Einwohner hinzubekommen hat.

Und was kommt nach Haffax? Es sind ja nicht einmal Ansätze einer ernsthaften, dem Mittelreich ebenbürtigen Bedrohung zu sehen. Wird etwa wieder ein weißes Kaninchen aus dem Zylinder gezaubert? Das hatte man bereits bei der Invasion der Verdammten in Tobrien vollzogen und würde heute wahrscheinlich nicht mehr funktionieren.

Umsetzung eines dynamischen Aventuriens am Spieltisch

Es geht aber nicht nur um Plausibilität und Logik (wobei man sich im Rahmen des „Suspension of Disbelief“ schon mal dazu Gedanken machen sollte). Es geht um Spieldesign und vor allem auch um das Erzeugen von Spannung, die Entwicklung von interessanten Plots durch Twists und Wendungen und geplanter Charakterentwicklung (Rohajas Entwicklung ist ein Paradebeispiel für Konzeptionslosigkeit und Anbiedern an eine imaginäre Fanbase).

Ein zerschlagenes Mittelreich kann neue Plots und Möglichkeiten für Autoren bieten, die ein (politisches) Ereignis in einem Abenteuer begleiten und dessen Ausgang festlegen (der Weg zu diesem Ausgang kann aber sehr offen gehalten werden, siehe „Von eigenen Gnaden“ oder „Mit wehenden Bannern“). Zum Beispiel kann in einem Abenteuer ein Bündnis zwischen den Nordmarken und Weiden-Tobrien 1045 BF mittels der SCs verhindert werden, oder durch Mitwirkung der Helden gewinnen die Thorwaler 1043 BF eine Schlacht gegen das Königreich Albernia und erobern Havena. Oder Almada besetzt Grangorien im Horasreich und hält das Gebiet bis 1049 BF. Für Gruppen, die nicht die betreffenden Abenteuer spielen wollen, sollte es jährlich ein Update in Form des „Aventurischen Jahrbuches“ geben, das die Ereignisse zusammenfasst und aufbereitet. Eine gemeinsame Grundlage zwischen den Spielgruppen bliebe also gewahrt und viele neue Abenteuer ermöglicht.

Wünsche für die zukünftige Entwicklung

Ich wünsche mir…

  • den (nachvollziehbaren) Aufbau einer neuen, ebenbürtigen Bedrohung
  • dass Wehrheim zu einer Art „Minas Morgul“ wird.
  • mehr „A Song of Ice and Fire“ in Aventurien.
  • dass das Mittelreich in mehrere Königreiche zerschlagen wird.
  • dass Helme Haffax nicht abtritt.
  • überraschende Wendungen und Ereignisse, mit denen der gemeine Konsument nicht rechnet.

PS: In nächster Zeit will ich einen längeren Beitrag zu Helme Haffax und dessen Planungen verfassen. Stay tuned. 🙂

Aventurien – Die Zukunft des Mittelreiches – Teil 3

Veränderungen des Settings sind für mich unerlässlich. Sie sind aber unglaubwürdig, wenn zum Beispiel wenige Jahre nach dem Jahr des Feuers oder nach Rabenblut alles wieder rückgängig gemacht wird, wenn die Orks auch im x-ten Orkensturm keine mittelreichischen Gebiete besetzt halten dürfen, sondern genau auf die alte Grenzlinie zurückgeworfen werden und so weiter und so fort. Alles zurück auf Start.

Statisches oder dynamisches Aventurien

Änderungen sind nicht per se schlecht, selbst dann nicht, wenn der Autor eines metaplotlastigem Abenteuer nicht 100 % der eigenen Vorstellungen oder des eigenen Geschmacks getroffen hat (denn das kann gar nicht das Ziel des Autors sein). Es gibt aus meiner Sicht allerdings seit einiger Zeit eine starke Tendenz zu einem statischen Aventurien oder zu Aventurien als „leerer Bühne“, also einem Spiel, das sich nicht mehr durchgreifend mittels eines Metaplots ändern darf. Deswegen müssen Autoren, die Abenteuer verfassen, die wirklich ein Setting ändern, häufig mit einem wahren Shitstorm rechnen.

Wie aber will Ulisses ohne größere Veränderungen in Zukunft Produkte verkaufen? Soll einfach die Detailtiefe der Beschreibung noch weiter verfeinert werden? Sollen noch mehr Werke für Simulationisten und Regelfetischisten erscheinen? Soll noch mehr auf andere Kontinente oder in andere Epochen verlagert werden? Wirkt das nicht wie eine Flucht? 

Aventurien – die große Erzählung?

Für jemand der Aventurien auch unter dem Blickwinkel einer „großen Erzählung“ betrachtet, scheinen die interessanten Jahre vorbei zu sein. Bei Aventurien steht für mich nicht die (statische) Bühne im Vordergrund, sondern die „große Erzählung“. Und da ist in den letzten Jahren sehr wenig passiert. Jetzt ist offenbar nur noch „Maintenance“ angesagt, es wird nur noch verwaltet. Was man auch daran erkennen kann, das immer mehr Handlungsstränge zu Ende gebracht werden, ohne dass gleichzeitig Neue geschaffen werden. Der bisherige Höhepunkt von DSA war die (nicht unumstrittene) Kampagne um die Sieben Gezeichneten (und vielleicht außerdem noch Jahr des Feuers, Königsmacher und Rabenblut), bei der wirklich durchgreifend der Kontinent geändert wurde. Aber bereits bei der Drachenchronik war die Vorgabe, dass sich nichts ändern dürfe. Dabei dürfte Ulisses (auch aus den Umfragen) wissen, dass eine Zielgruppe existiert, für die dynamische Entwicklungen, Dramaturgie und tatsächlich auch Spannung wichtiger sind, als neue kleinteilige Regeln zu Imman, Reiter- und Seekampf, Sturzschaden oder Fassadenklettern.

Da Stasis und Simulation aber seit einigen Jahren der bestimmende Trend zu sein scheinen, ist für mich Aventurien so langsam auserzählt. Es überrascht mich keine Entwicklung mehr, denn niemand hat mehr die Chuzpe, wirklich etwas Neuartiges, Originelles oder Drastisches zu schreiben. Vielleicht wird ein Autor auch von offiziellen Vorgaben daran gehindert, seiner Vision ungestört zu folgen und strikt dieses Konzept zu verwirklichen. Es gibt deshalb auch keine Spannung mehr, denn ein Abenteuer darf scheinbar keine unvorhersehbaren Wendungen nehmen oder neue, einzigartige Elemente einführen.

Der Schock der Schlacht in den Wolken

Bei Haffax ist doch auch leider alles klar, er stirbt, das Mittelreich fährt den x-ten glorreichen Sieg ein, die letzte Bedrohung wird beseitigt, Rohaja glänzt erneut als Heldenkaiserin, die Schattenlande werden weiter zurückgedrängt oder sogar endgültig besiegt (damit endet dann auch das Horror- oder Splatter-Setting endgültig in Aventurien).

Aus meiner Sicht war die letzte Überraschung  eigentlich „Schlacht in den Wolken“ – denn niemand hat mit diesem Ergebnis, diesem Verlauf und diesen Auswirkungen gerechnet (und ich war bereits damals in diversen Foren aktiv). Welches Ereignis der letzten Jahre hätte man gar nicht vorhersehen können? Wer hat etwa angenommen, dass die Praios-Kirche in den Orkus fahren würde und nicht das Ewige Licht finden würde? Und diese Vorhersehbarkeit nimmt die Spannung. Mich langweilt es, wenn sich keine überraschende Wendungen ereignen, wenn keine Spannung entsteht, wenn keine vielschichtigen Charaktere in die Handlung eingebunden werden. Und da nehme ich aktuell einen Mangel wahr.